Der Spuk im Haus des Philosophen
Spukhäuser müssen bereits in der Antike weithin bekannt gewesen sein.
Um 200 v. Chr. schrieb der römische Poet Plautus die Komödie Mostellaria,
oder "Geisterhaus".
Den wohl berühmtesten Spukbericht der Antike überlieferte Plinius der Jüngere
in einen Brief an seinen Freund Sura. In Athen stehe ein Haus, in dem man nachts schreckliches Kettenrasseln höre. Zuerst klang es wie von Ferne.
Aber mit der Zeit wurde das Geräusch lauter und schließlich erschien sogar
das Gespenst:
ein dünner, bleicher, alter Mann mit langem Bart und den eisernen Fesseln
eines Gefangenen.
Die Hausbewohner wurden krank und konnten die Heimsuchung durch den Geist
nicht länger ertragen, so dass sie das Weite suchten.
Das geräumige Haus stand billig zur Miete, doch keiner wollte es haben. Der Philosoph Athenondorus wunderte sich über den geringen Preis,zog aber dennoch ein.
Die erste Nacht im neuen Heim wollte der Philosoph beim Schreiben zubringen.
Doch bald schon wurde er von dem Kettengerassel gestört. Athenondorus,
dem jeglichem
Aberglauben abgeneigt war, ließ sich davon nicht stören, bis das Gespenst vor seinem Schreibpult erschien. Er bedeutete der Erscheinung zu warten, bis er mit seiner Arbeit fertig sei. Schließlich folgte er dem Gespenst in den Innenhof
des Hauses, wo es verschwand.
Er markierte die Stelle, wo er am nächsten Tag den Stadtverwaltern den Auftrag gab, graben zu lassen.
Man entdeckte einige eilig verscharrte Knochen und Ketten. Athenondorus ließ die Knochen nach der Sitte bestatten und von Stund an hatte der Spuk
ein Ende.